Objekt

Der Flughafen Berlin-Tempelhof nahm als einer der ersten Verkehrsflughäfen Deutschlands 1923 den Linienverkehr auf.   In seiner heutigen Form wurde der Flughafen zwischen 1936-41 nach Plänen von Ernst Sagebiel gebaut. Es ist mit einer Länge von ca. 1,2 km und ca. 300.000 qm Bruttogeschossfläche (41 Gebäude) das größte Baudenkmal Europas und steht für die monumentale Selbstinszenierung der Nationalsozialisten, ist durch die Luftbrücke von 1948/49 aber auch zu einem Symbol der Freiheit geworden. 2008 wurde der Flughafen Tempelhof für den Flugverkehr geschlossen.

Projekt

ProDenkmal erstellte 2012-15 für den ehemaligen Flughafen Tempelhof einen der größten Denkmalpflegepläne seiner Art. Über drei Jahre erstreckten sich Erfassung und Gebäudebewertung in dem dafür eigens firmenintern entwickelten Denkmalinformationssystem. Dabei lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit der monumentalen NS-Architektur. Für die kommenden Jahrzehnte werden auf dieser Grundlage Restaurierungs- und Erhaltungsmaßnahmen langfristig geplant und stufenweise realisiert. Neben dem Denkmalpflegeplan und seiner Aktualisierung 2020 stellte der Masterplan für die Fassadenrestaurierung eine weitere Projektetappe dar. Zeitgleich wurde die Restrukturierung und Digitalisierung des historischen Archivs vorgenommen, eine umfangreiche Dachsanierung der Flachdächer geplant; aktuell wird die Notsicherung der Fassaden begleitet.

Bauherr

Tempelhof Projekt-GmbH

Projektzeitraum

2012 - 2015 Denkmalpflegeplan

seit 2020 Aktualisierung Denkmalpflegeplan

seit 2015 Masterplan und Restaurierungsplanung

Denkmalpflegeplan / Digitales Raumbuch Gesamtanlage

Hauptplanungsinstrument und Grundlage für die Erfassung, Interpretation und Konzeption war das von ProDenkmal entwickelte und individuell auf die Anforderungen dieses monumentalen Gebäudekomplexes angepasste Denkmalinformationssystem. Darauf aufbauend wurde für sämtliche Bestandteile der Gesamtanlage des ehemaligen Flughafens ein Denkmalpflegeplan mit architekturhistorischer und konstruktionstechnischer Einordnung und Einschätzung des Denkmalwertes aller Gebäude und Außenbereiche erstellt. Durch den daraus abgeleiteten Bindungsplan und konkrete Maßnahmenkataloge werden die Rahmenbedingungen für den Umgang mit dem Bestand und die folgenden Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen festgelegt. In zukünftigen Genehmigungsverfahren kann darauf mit Hilfe des umfassenden Denkmalinformationssystems zurückgegriffen werden.

Masterplan Fassaden

Der aus dem Denkmalpflegeplan abgeleitete Masterplan erfasst und strukturiert notwendige  Sicherungs-, Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten aller historischen Naturstein- und Putzfassaden (ca. 120.000 qm) und priorisiert diese nach technischer Dringlichkeit unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit.
Hierzu wurden für alle Fassaden verschiedenste thematische Kartierungen (Materialien, Schadensgrad, Zugänglichkeit, Priorität, akut gefährdete Bereiche) als belastbare Grundlage der kurz-, mittel-, und langfristigen Planung und Budgetierung erstellt.

Objektplanung Gebäudehülle

Im Zuge einer Musterrestaurierung wurden die Fassade H1 rund, Kopfbau West, K1 beispielgebend hinsichtlich Reinigung, Materialität von Konservierungs-, Restaurierungs- und Austauschmaterial restauriert.
Insbesondere das prägende Erscheinungsbild der mit Tengener Muschelkalk verkleideten Fassaden sollte erhalten bleiben. Deshalb wurden seitens des Bauherrn Blöcke aus dem letzten aktiven Bruch erworben, welche seither den Restaurierungsfirmen in Form von Sägestücken/ Fassadenplattenrohlinge zur Verfügung gestellt werden.
Gleichzeitig werden akut gefährdete Bereiche auf Basis der im Masterplan ermittelten Bereiche gesichert. Alle Maßnahmen finden bei laufendem Betrieb, u.a. einer Landespolizeidienststelle, statt.