Objekt

Die Hallenkirche mit gotischem Chor wurde 1365-85 als Pilgerspitalkirche errichtet. In den folgenden Jahrhunderten erfolgten zahlreiche Umbauten und Renovierungen. Das Hauptschiff wurde im 19. Jh. um flach gedeckte Seitenschiffe erweitert.

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Am 05.06.2014 wurde die Kirche St. Martha von einem verheerenden Brand heimgesucht. Neben dem gesamten Dachstuhl des Langhauses, den Langhausdecken, den Einbauten aus Holz und der wertvollen Orgel, wurde auch die Innenraumschale mit ca. 2500m² in weiten Bereichen sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.

Die starke Hitze des Brandes hat besonders an den Sandsteinbögen des Langhauses und an der westlichen Giebelwand massive Oberflächenabplatzungen ausgelöst. Die gesamte Raumschalenoberfläche – steinsichtiges Sandsteinquadermauerwerk sowie gefasste Putz- und Sandsteinoberflächen – wurden mit schwarzen Rußschichten bedeckt.

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Projekt

Wiederaufbau der durch Brand zerstörten Kirche. Ziel war die noch vorhandene historische Bausubstanz weitestgehend zu erhalten.

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Verlorengegangene Bauteile, wie insbesondere die Holzdecke, wurden in zeitgenössischer Form durch das Architekturbüro Florian Nagler unter Berücksichtigung der technischen und raumakustischen Anforderungen neu gestaltet.

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Bauherr

Evangelisch reformierte Kirchengemeinde St. Martha

Projektzeitraum

2014 - 2018

Material

Naturstein – Putz - Wandmalerei

Naturwissenschaftliche Grundlagenermittlung und Machbarkeitsanalyse

Die nach dem Brand verbliebene historische Bausubstanz war multipel geschädigt. Mauerwerke und Gewölbe waren durch enorme Hitzeeinwirkung geschwächt, aber auch durch Lösch- und Niederschlagswasser und deren Folgen massiv beeinträchtigt.

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Säulen und Bogenlaibungen aus Sandstein waren in ihrem Volumen erheblich reduziert, aufgrund von Abplatzungen, Risse und Schalen infolge der hohen Brandtemperaturen. Mittels Kennwertermittlung, Ultraschall- und Bohrwiderstandstechnik wurde der Zustand der verbliebenen gemessen und evaluiert, damit mit dem beauftragten Büro für Tragwerksfragen Kriterien für den Verbleib der Bauteile (Konservierung / Restaurierung) oder Steinaustausch festgelegt werden konnten.

 

Löschwasser und Bewitterung führten nahezu an der gesamten Ruine zu einer massiven Feuchtebelastung des Fußbodens und Mauerwerks sowie zu einer erheblichen Mobilisierung von Schadsalzen.

Mit Hilfe von Raumklimamessungen konnte nach Einbau einer Schutzverdachung die Notwendigkeit einer Luftumwälzung zur Verhinderung von Schimmelbildung sowie einer forcierten Bauwerkstrocknung initiiert werden.

Flankierend erfolgten Messungen zum abnehmenden Mauerfeuchtegehalt und zur Verteilung, Zusammensetzung und Konzentration von Schadsalzen, um die Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen optimal in den Bauablauf eintakten und technisch absichern zu können.

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Fachplanung Restaurierung

Gegenstand der Bearbeitung waren Planung und Baubegleitung der Instandsetzungsarbeiten an Raumschale und der Außenfassaden.

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Das Gestaltungskonzept des historischen Teils der Raumschale war durch das beauftragte Architekturbüro bereits im Wettbewerbsentwurf vorgegeben. Die brandgeschädigten Wandoberflächen wurden gereinigt, konserviert und restauriert. Werkstücke mit statischer Funktion und Bogensteine, die ihrer Funktion nicht mehr gerecht werden konnten, wurden gegen Neuteile ausgetauscht. Alte und neue Oberflächen sollten einerseits visuell unterscheidbar bleiben. Zum anderen war das Ziel, den vielfach reparierten und Patchwork artigen Bestand als Ganzes zusammenzuziehen, um eine harmonische Wirkung der Oberflächen zu erhalten – insbesondere im Zusammenspiel mit den modernen Zutaten.

Auf Grundlage der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse wurden geeignete Materialen und Anwendungstechniken vorgeschlagen, die im Rahmen von einer bewusst großformatig angelegten „Muster“-Instandsetzungsfläche angewendet wurden. Nach Abstimmung mit den Projektbeteiligten und der Denkmalfachbehörde wurden die gesamten Wandflächen in dieser Weise bearbeitet.

Der komplette Wiederaufbau folgte einem ambitionierten Zeitplan und erfolgte einschließlich Grundlagenermittlung und Planung und Ausführung in lediglich 4,5 Jahren unter Einhaltung des geplanten Kostenrahmens.

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