Objekt

Der Magdeburger Dom ist mit seiner über 800-jährigen Geschichte einer der frühesten Vertreter deutscher Gotik. Der Bau der Kathedrale zog sich vom Baubeginn 1209 bis zur Vollendung der Türme um 1520 über 300 Jahre und zeigt Architekturdetails mehrerer Epochen. Der Dom hat eine Länge über 120 m, die beiden Türme sind 101 Meter hoch. Im Inneren befindet sich das Grab Ottos des Großen und seiner Frau Editha. Das Gebäude wurde mehrmals in größerem Umfang, durch Säkularisation und Kriege, zerstört und wieder instandgesetzt.

Projekt

Die Restaurierung der Fassade des Westwerks erfolgte nach umfangreicher Baudiagnose und materialwissenschaftlichen Untersuchungen der extremen Schadensbilder (Salzbelastung, Entfestigung) sowie der anschließenden Ausführung von Musterflächen. Ziel der Maßnahmen an den Natursteinfassaden inkl. Verblechungen war einerseits die Wiederherstellung einer intakten und möglichst homogenen Oberfläche, u.a. mittels Laserreinigung, und andererseits die Implementierung von präventiven Schutzmaßnahmen zur Beseitigung der Schadensursachen.

Bauherr

Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt

Projektzeitraum

2009 - 2013

Material

Naturstein – Kalkmörtel – Fassung – Vergoldung - Metall

Steinrestaurierung

Nach detaillierter Erfassung des Bestandes und Kartierung der Steinmetzzeichen und Steinhöhen konnte ein standardisiertes, rationalisiertes Vorgehen für die jüngsten Bautätigkeiten ab 1477 erarbeitet und visualisiert werden. Ziel der Restaurierung war - trotz der verschiedenen und teils erheblichen Schäden - die vielfältige Bau- und Reparaturgeschichte authentisch darzustellen. Die Restaurierungsmaßnahmen aus einer Kombination von steinmetzmäßiger Reparatur und Konservierung legten besonderen Wert auf maximalen Substanzerhalt und erfüllten dabei hohe Ansprüche an material- und werkgerechte Techniken sowie an Nachhaltigkeit und Wiederholbarkeit unter Einhaltung eines realistischen und wirtschaftlichen Rahmens.

Figurenprogramm am Mittelbau mit Fassung (Attribute aus Metall)

Das Restaurierungskonzept für die stark verschmutzten Steinfiguren sowie deren Attribute aus Metall zielte auf die Wiederherstellung eines möglichst homogenen Erscheinungsbildes im Zusammenspiel mit der restaurierten Fassade ab. Dafür wurde zunächst eine Reinigung der Figuren mittels Laserverfahren durchgeführt. Neben notwendigen Restaurierungsmaßnahmen wie Sicherung, Festigung oder kleinere Ergänzungen wurden die früheren Kunststeinnachgüsse aus den 1990er Jahren hell retuschiert und deren vergoldete Attribute mit einer Öllasur gedämpft.

Im Vorfeld der Ausführung wurden detaillierte Voruntersuchungen der Fassungen durchgeführt, welche insbesondere neue Erkenntnisse zu früheren Vergoldungen an den Figuren lieferten .

Wasserspeier am Hauptportal

Die beiden nördlichen der ursprünglich zehn skulpturalen Wasserspeier fehlten seit einem Kriegstreffer 1945, andere wiesen bereits größere Schäden auf. Im Zuge der Restaurierung sollte nicht nur das ästhetische Gesamtbild, sondern auch die geregelte Entwässerung wieder hergestellt werden. Eine zunächst angestrebte Rekonstruktion der fehlenden Wasserspeier wurde jedoch aufgrund mangelhafter historischer Informationen verworfen. Alternativ wurde daher ein zweistufiger Wettbewerb in Anlehnung an den Leitfaden Kunst am Bau (BMVBS) veranstaltet. Von der Erstplatzierten Kornelia Thümmel und den Zweitplatzierten Markus Golter und Martin Roedel wurden insgesamt fünf neue Wasserspeier gestaltet, welche 2013 mit dem Peter-Parler-Kreativpreis ausgezeichnet wurden.