Objekt

Das Neue Museum in Berlin Mitte zählt als Teil des Bauensembles Museumsinsel seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe. Es wurde zwischen 1843-59 nach Plänen von Friedrich August Stüler im Stil des Klassizismus erbaut. Es stellte in seiner architektonischen Gestaltung und Bautechnik ein ausgesprochen modernes Gebäude dar, an dem viele neuartige Techniken, Materialien und Konstruktionen angewandt wurden.

Projekt

Für das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Neue Museum wurde nach seinem jahrzehntelangen Ruinendasein eine grundlegende Strategie für den Wiederaufbau entwickelt. ProDenkmal übernahm für David Chipperfield Architects die Restaurierungsplanung/ Fachbauleitung Restaurierung. Leitmotiv bei der Restaurierung und Konservierung für Fassade und Innenräume war das behutsame Weiterbauen: Neues ist dabei als Neues erkennbar, fügt sich aber in das Alte ein. Für die Nutzung als Museums wurde die ursprüngliche Raumfolge wiederhergestellt.

Bauherr

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) für die Staatlichen Museen zu Berlin (SMB-SPK)

Projektzeitraum

1999 - 2014

Material

Naturstein –Putz – Holz – Edelputztechniken – Marmorino – Stuccolustro-  Marblecement – Ziegel- Terrakotta – Marmor – Metall – Zierbleche – Historische Fenster/ Türen – Terrazzo – Mosaikböden – Fassung – Putze – Vergoldung – Versilberung – Wandmalerei – Tapeterie – Quader/ Bossenputz – Sandstein – Bauzier – Zinkguss - Metallelemente

Umfang

bearbeitete historische Oberflächen: 30.000 m²



Restaurierungsplanung im komplexen Denkmalumfeld

Für die originale Konzeption der Innenräume waren die verschiedenen, teilweise neuartigen Putztechniken für Marmorimitationen, wie Marble-Cement und Marmorino, aber auch modernste Fassungs- und Maltechniken entscheidend, die auch heute noch in vielen Bereichen den Raumeindruck bestimmen. Einige dieser Werktechniken waren zu Beginn der Planung kaum erforscht. Der Projektierung der Restaurierungsmaßnahmen ging daher eine umfangreiche Untersuchung der am Neuen Museum angewandten handwerklichen Techniken und Materialien voraus. Offene Fragestellungen wurden in restauratorischen und naturwissenschaftlichen Ergänzungsuntersuchungen geklärt. (Teil dieser von 2000 bis 2002 dauernden Leistungsphase war außerdem die Sichtung, Bewertung und Lokalisierung der abgenommenen und eingelagerten Bauteile und Putzfragmente.) Die Planung der Restaurierungsmaßnahmen erfolgte auf Grundlage von umfangreichen Muster- und Testreihen, in denen die historischen Werktechniken nachgestellt und die Restaurierung der Schäden erprobt wurden.

Imitations-Werktechniken: Raumschale

Die Innenräume des Neuen Museums weisen eine außerordentliche Bandbreite an Putz- und Fassungstechniken, u.a. Imitationstechniken wie Stucco lustro, Marmorino, Marble-Cement oder Schablonierungen, auf. Hinzu kommen verschiedenste Untergründe in Form von Ziegeln oder Fußböden aus Gipsterrazzo, Mosaik oder Gipsestrich. Nicht zuletzt findet sich eine Vielfalt an baugebundener Kunst (Metall, Naturstein, Stuckrelief) wieder. Die Oberflächen wurden teilweise in situ restauriert, Fußböden mussten teilweise aufgenommen und replatziert werden. Fehlbereiche an den Wand-, Decken- und Bodenflächen wurden nach teils aufwändiger Materialrecherche und zahlreichen Bemusterungen rekonstruiert.

Archäologische Restaurierung: Umgang mit Kriegsschäden

Eine besondere Herausforderung stellte der Umgang mit der verputzten Fassade in ihrem äußerst heterogenen Erhaltungszustand dar. Das erarbeitete Restaurierungskonzept sah die Einbindung der partiell erhaltenen Putzreste in ein neues Erscheinungsbild vor, das dem ruinösen Charakter Rechnung trägt. Im Prozess der Entscheidungsfindung wurde eine genaue Dokumentation durch Vor-Ort-Makroskopie und themenbezogene und detailliierte Kartierung über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt, welche fundierte Aussagen über Ästhetik und  technische Machbarkeit erlaubte. Die daraus resultierenden Musterflächen sorgten schlussendlich für eine ästhetische, restauratorische sowie kalkulatorische Entscheidungsgrundlage. Die unterschiedlichen Oberflächen wurden dafür entsprechend des Erhaltungszustandes in vier Bearbeitungsklassen eingeteilt.

Archivdatenbank / Raumbuch

Erste internetfähige Restauratorische Archivdatenbank, Raumbuch, historische Fotos, Archivalien, Datenbank historische Werktechnuiken, Verwaltung naturwissenschaftliche Untersuchungen

Abnahme – Depot – Logistik: Umgang mit Fragmenten

Ein wesentlicher Projektteil befasste sich mit der Planung und Ausschreibung der Sicherungsmaßnahmen, Verpackung, Transport und Lagerung von verschiedensten Objekte.

Bellermannbilder, 1000 Abnahme aus den 1980ern, Depotbau im griechischen Hof, DIS-Verwaltung der Abnahmen